Es galt nun, eine umfassende 3D-Diagnostik auf reiner Röntgenbasis in eine umfassende 4D-Therapie zu überführen. Die Vision der volldigitalisierten Therapie entstand und ließ mich nicht mehr los. Was für ein großer Quantensprung wäre dies für unseren Fachbereich. Bisher hatte sich noch keiner daran getraut, oder die Parameter reichten nicht zur Umsetzung aus. Das war 2008, ich hatte die Visitenkarte von Hornung seither auf meinem Schreibtisch im Visitenkartenständer ganz vorne eingereiht und nun grinste mich dieser freundliche, intelligente und witzige Herr jeden Morgen mit seinem Nußknackerbart (Abb. 14) an. Jeden Morgen, und die Zeit verging, 2008, 2009, 2010, 2011, mehr als drei Jahre musste ich warten, bis er sich bei mir meldete und mir nur kurz sagte: "Ich bin in der Nähe, ich hab´s! Ich komm gleich mal vorbei."
Das Weitere folgte dann so, wie es sein musste. Hornung verkaufte mir dann eines seiner ersten WhiteFox-DVTs. Das WhiteFox unterscheidet sich ganz erheblich von allen anderen DVT-Geräten auf dem Markt, denn es hat die einzigartige Fähigkeit, genau wie bei den viel strahlenbelastenderen CTs eine Hounsfieldmessung (=Dichtemessung) durchzuführen. Dazu muss das Gerät jede Woche wieder neu kalibriert werden. Nur so ist es möglich, eine exakte Trennung von Dichtegraden zu reproduzieren und eine brauchbare zweidimensionale Oberfläche im dreidimensionalen Raum als Arbeitskörper für die zu verschiebenden Zähne herzustellen.
Diese zweidimensionalen Flächen im 3D-Raum werden auch als STL-Files (Stereolithography-Files) beschrieben. Sie sollten dazu dienen, die exakte Oberfläche der Zähne zum angrenzenden Raum und Gewebe zu bestimmen. Ein nicht ganz so leichtes Unterfangen. Die CT-Daten von Materialise ließen es bei weitem nicht zu, so genau zu sein, um daraus die Arbeitsgrundlage für die zu verschiebenden Zähne zu bilden (Abb. 5, 6).